Gehen wir in der Vergangenheit ein paar Schritte auf der alten Adolfstraße (heute Bernstorffstraße) hinunter, kommen wir zur Ecke Paulstraße (heute Otzenstraße) und haben einen Blick auf die 1893 bis 1895 unter dem Architekten Johannes Otzen erbaute Friedenskirche. Der damals berühmte norddeutsche Kirchen-Architekt wurde bereits 1890 mit der Planung beauftragt. Der dafür ausgesuchte Platz lag damals noch in der Stadt Altona, angrenzend zur Hamburger Vorstadt St. Pauli.

Kirchenbau gehörte nicht zwingend zu den stadtplanerischen Aufgaben. Kirchen jedoch gehörten ebenso zur Infrastruktur wie Schulen. Den kirchlichen Institutionen wurden im Kaiserreich von der Obrigkeit zudem durchaus Aufgaben der gesellschaftlichen Befriedung, Disziplinierung und Versorgung zugewiesen. So unterstützte der Staat den Bau von neuen Gemeindekirchen, indem er einen geeigneten Platz zuwies und sich finanziell am Bau beteiligte. Im Fall der Friedenskirche handelte es sich um ein größeres kaiserliches Geldgeschenk.

Wie ein Solitär in das damalige Neubaugebiet Am Brunnenhof gesetzt, erhielt der Bau seine Bedeutung als städtebauliches Zentrum in dem wilhelminischen Quartier. Dank seines charakteristischen Turms wirkt der Bau an der Silhouette St. Paulis und Altonas mit und prägt weiträumig das Stadtbild. Der neoromanische Backsteinbau repräsentiert dabei – wie zahlreiche protestantische Sakralbauten jener Zeit im Norddeutschen Raum – den Stil der Hannoverschen Bauschule des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

Text auszugsweise: Kulturbehörde Hamburg

Stattlicher Anblick, die Friedenskirche um 1910.
Vorn die einstöckigen Häuser an der Adolfstraße. Da die Straße bereits vor Beginn der Gründerzeit die nordöstlichen Quartiere der Altonaer Stadterweiterungen des 19. Jahrhunderts erschloss, findet man in ihrem Verlauf noch eine Reihe kleiner Stadthäuser mit nur zwei Geschossen, die ursprünglich von einer einzelnen Familie bewohnt wurden. Einige dieser Häuser standen zu meiner Kindheit, in den 1950er Jahren noch. Die Gleise und die Oberleitung der Straßenbahn verschwanden allerdings vorher schon.