Im Jahre 1902 geboren, war ihm später mit 21 Jahren klar, daß man in dieser Zeit auch als Arbeiter Milliarden verdienen konnte, bloß gab's dafür höchstens eine Schachtel Streichhölzer oder ein halbes vergammeltes Schwarzbrot, wenn überhaupt. Die Währung hieß allerdings noch nicht Euro sondern Papiermark.

Auch eingeschränkt in seiner Lebensgestaltung wurde er im Alter von 40 Jahren, in dem heute Parlamentarier wegen Fehlverhalten in den vorgezogenen und üppig bezahlten Ruhestand gehen, zum Wehrdienst gepresst. Gut, man konnte damals auch wählen zwischen "Barras" oder "Rübe runter", – war aber eher eine schlechte Alternative, also ab zum Kommiß! Über diese Zeit hat er geflissentlich geschwiegen.

Aber unter die Möwen am Hafen mischte sich die Friedenstaube und in den nun angebrochenen Friedenszeiten, wieder wenig zu Kauen, denn auf die Lebensmittelmarken gab's ja nicht viel, saß er in seiner Dachwohnung in Altona in einer Ecke mit einem alten Allstrom-Radiogerät und lauschte ob es Arbeit im Hafen gab oder den miserablen Klängen aus dem Aether. Damit ist natürlich nicht die Musik schlechthin gemeint sondern der Empfang auf Mittel- und Kurzwelle. Der Tango von Alfred Hause und seinem Orchester des Norddeutschen Rundfunks auf UKW-Nord kam natürlich brilliant, wenn auch noch in Mono, rüber.

Auch später, so Anfang der 1950er Jahre, als meine Eltern und ich als kleiner Bengel im Kielwasser ihn und seine mittlerweile zweite Frau besuchten, sprach man aus Rücksicht der Kinder nie vom Krieg, sondern von der "R-Mark-Zeit". Ich hab' damals immer "Ermachtzeit" verstanden oder meinten sie die Zeit der Ermächtigungsgesetze – keine Ahnung, fragen kann ich sie ja leider nicht mehr...
Stief-Oma saß an der Pfaff-Nähmaschine, natürlich mit Fußantrieb und rauchte Eckstein-Zigaretten. Ihre Näherei brachte nebenbei was ein, während Opa wieder im Hamburger Hafen seine Schichten kloppte.

Leistung lohnt sich wieder:
Zur Schicht im Hamburger Hafen, jetzt für richtige harte Deutsche Mark.